Nach den Grundlagen zur Fotografie von Mondfinsternissen im letzten Blogbeitrag geht es jetzt konkret um die am 7. September. Eckdaten und einige konkrete Planungen mit Vordergrund.
Schaut man auf die Finsterniskarte – hier eine Version der NASA vom großartigen, im Juni leider verstorbenen Frank Espenak („Mr. Eclipse“) – könnte man sich fragen
Lohnt sich das aus Deutschland überhaupt?

Erstmal gute Frage – wir liegen ja weit weg vom Zentrum wo alles sichtbar ist. Aber eine totale Mondfinsternis ist glücklicherweise überall, wo der Mond sichtbar ist, auch eine totale Finsternis! Lediglich die Höhe des Monds über dem Horizont ändert sich gravierend mit dem Längengrad.
Ja, es kann sich lohnen!
- totale Mondfinsternis
- Magnitude 1,36 – recht dunkel
- bequem am Abend zu beobachten:
Totalität von 19:31-20:53, Ende partielle Finsternis 21:56 Uhr - nächste totale Mondfinsternis in Deutschland erst 2028
Die Eckdaten
Die fast nur fotografisch sichtbare Halbschattenfinsternis beginnt bereits vor 18:30 Uhr, rund eine Stunde später verpassen wir auch den Beginn der partiellen Finsternis – der Mond ist noch unter dem Horizont.
Gegen 19:31 Uhr beginnt die Totalität – ganz im Osten von Deutschland geht der Mond zwar fast zeitgleich auf (an der niederländischen Grenze erst 30 min später!) aber in jedem Fall heißt das der Mondaufgang ist verfinstert. Aber Achtung: Wie immer bei Vollmond geht die Sonne in etwa erst mit dem Mondaufgang unter. Es ist also noch sehr hell und der Mond wird direkt über dem Horizont auch bei idealen Bedingungen kaum sichtbar sein!
Die Totalität dauert aber satte 1:22 Stunden und 20:53 Uhr ist die Sonne im Westen immerhin 7,6° unter dem Horizont (Mond auf 6,5°) – kurz nach der bürgerlichen Dämmerung ist es aber immer noch recht hell. Im Osten sieht das freundlicher aus: -12,7° bedeutet schon nautische Dämmerung und der Mond steht 11,5° über dem Horizont. Wir dürfen auf „Blutmond“ vor dunkelblauem Himmel hoffen!
Die partielle Finsternis endet kurz vor 22 Uhr – der Mond steht dann zwischen 15 (im Westen) und 20° (im Osten) über dem Horizont. Möchte man das mit 1/3 Vordergrund geradeso noch auf’s Bild bannen, wären im Querformat Brennweiten zwischen maximal 60 und 40 mm angesagt. Nachfolgend aus Stellarium die Ansicht mit 35 mm (Standort Görlitz)
Standort-Tipp
Wer auf Nummer sicher gehen möchte – ab in den Osten der Republik und etwas einigermaßen hohes für den Vordergrund suchen, so dass die Komposition gegen Ende der Totalität passt. Freier Himmel vorausgesetzt wird der Mond auf alle Fälle sichtbar sein. Und Grenzübertritt weiter nach Osten geht ja auch …
Herausforderung beim Mondaufgang
Mondaufgang ist vom Timing und dem richtigen Ort herausfordernder als beim Untergang, da man die möglicherweise falsche Kameraposition erst bemerkt wenn der Mond schon aufgetaucht ist. Wichtig ist das nur bei großen Brennweiten und/oder wenn man den Mond sehr exakt über einer Landmarke positionieren möchte.
Gibt es der Standort her, kann man eine Beobachtungsposition etliche Meter höher einnehmen – der Mond erscheint etwas früher über dem ausgesuchten Vordergrund. Klar – viel Zeit zur Feinkorrektur bleibt nicht, um den Mond exakt auf die Turmspitze o.ä. zu setzen. Geht es nicht um eine Zeitraffer kann man aber natürlich in PlanIt! & Co. eine Landmarke suchen, bei der der Mond über den Bergkamm erscheinen muss, um dann später genau über der höheren Turmspitze zu ziehen. Oder wo er bei fixer Kamera in den Bildausschnitt kommen müsste (linker Rand bei der unteren 1/3 Rasterung o.ä.) – damit lässt sich dann das eine perfekt ausgerichtete Bild u.U. noch „retten“.
Wer mit großer Brennweite und Nachführung arbeiten möchte hat das Problem des Einnordens. Wir haben ja keinen Polarstern und auch Platesolving an Sternen haut am Tag nicht hin. Also entweder seid ihr so spät dran, dass Polaris und andere Sterne schon ausreichend sichtbar sind und ihr habt wirklich Routine mit der Einrichtung, es muss in der Nacht zuvor geschehen oder ihr müsst es grob am Tag machen.
- Das geht grob nach Kompass und Polhöhe entsprechend dem Breitengrad.
- Viel genauer mit Leitrohr oder montierter Kamera direkt durch euer Aufnahmeobjektiv – sofern es sauber in Richtung der RA-Achse montiert ist. Da helfen dann wieder Apps wie PlanIt! oder Photopills bzw. auch schon einfach eine Kartenapp. Für die Zeit der Ausrichtung suchen wir genau in der Richtung auf der Karte nach einem auffälligem Punkt – Berggipfel, Haus, Turm, Straßenkreutzung o.ä. Darauf richten wir dann die sauber waagerecht aufgestellte Montierung aus und stellen per Skala die Polhöhe ein.
- Jetzt könnte man per Goto – sofern vorhanden – Koordinaten von anderen Landmarken inkl. natürlich der mit der geplanten Komposition anfahren (wie bei einer 2-Stern Kalibrierung nur eben die vorher rausgesuchten Koordinaten der Landmarken!!) und die Einstellung an der Montierung sukzessive anpassen. Damit sollte das Ganze dann auch sehr exakt ausgerichtet sein.
- Weiter Möglichkeit (nur mit speziellem Sonnenfilter vor der Linse!!) ist ein Driftalignment an der Sonne. Angepasste Nachführgeschwindigkeit und schauen wie die Sonne sich durch den Frame bewegt und entsprechend anpassen. Braucht seine Zeit und wie gesagt nur mit richtigem Sonnenfilter ohne Bastellösungen aber am Ende sehr genau
Beispielplanungen
Alles nur am Rechner entstanden und ohne Gewähr. Wenn ihr einen der Spots umsetzen wollt, checkt vorher die konkreten Bedingungen oder fragt bei Ortskundigen nach. Und natürlich einen Blick auf die Wolkenbedeckung und Plan B.
Burg Hohenzollern
In (nur) rund 3 km Entfernung habe ich einen Spot mit (theoretischer) Sicht auf die Burg gefunden. Um 20:37 Uhr steht der Mond auf 6,7°, die Sonne ist knapp 8° unter dem Horizont. Da die Burg recht ideal auf einem Hügel liegt, bekommen wir einen schönen Blickwinkel. Aus der Entfernung sollte man bis zu 400 mm eine nette Komposition hinbekommen und weitwinkliger für eine Star-/Moontrailaufnahme bis Ende partielle Finsternis geht auch prima. Nicht ideal die Straße wobei wir in Blickrichtung zumindest nicht direkt von Scheinwerfern angestrahlt werden.

Koordinaten Kameraspot: 48°19’55.9″N 8°55’39.8″E (Google Maps), Datei zum Import für PlanIt! (ohne Marker mit symbolisierten Abmessungen der Burg)
Fokus: Laut PlanIt! kann man mit 400 mm bei f2,8 auf die Burg scharfstellen und alles zwischen 1,18 km und unendlich ist scharf, auch bei 600 f4 ist beim Fokus auf die Burg der Mond scharf. Auch eine nette Funktion der App 🙂
Brocken
Ein Beispiel wie eine Planung schiefgehen könnte 😉 In PlanIt! schaut erstmal alles gut aus, vor Ort hätte man einen wohl eher enttäuschenden Blick in Richtung Gipfel erlebt. Wie habe ich das aus der Ferne doch bemerkt? Google Streetview zur Rate ziehen, sofern verfügbar! Dank B4 direkt in der Nähe des Spots ging das hier sehr gut. Da kommt man ohne aktuelle Ortskenntnisse einfach an Planungsgrenzen aus der Ferne.



Ještěd, Tschechien
Cooler Funkturm mit Hotel, der mit seiner Hyperboloidkonstruktion (sagt Wikipedia) quasi die Bergspitze erweitert und vom geplanten Spot sieht man laut Streetview tatsächlich die Berghsilhouette und den Turm. Allerdings fällt auf, dass die Streetviewaufnahme eine völlig andere Bergform zeigt als die Höhenprofile der Karte in PlanIt! 🙁
Sonne bei -7,7°, Mond bei 6,6° – dank 5 km Entfernung könnte man locker mit 1000 mm oder hochkant mit noch mehr arbeiten für eine Detailaufnahme (siehe Bild unten). Wir sind bei Szene und Kamera in einer Bortle 4 Gegend, schauen aber auf ein ganz schön lichtverschmutztes Gebiet (Bortle 6) bzw. knapp daran vorbei. Ja, auch dazu hat PlanIt! Daten und sogar wählbar aus verschiedenen Quellen – daher hier mal diese Ansicht als ersten Bild der Galerie. Abhalten würde mich die Lichtverschmutzung bei der eh noch vorhandenen Helligkeit aber nicht.




Koordinaten Kameraspot: 50°44’51.4″N 14°54’59.2″E (Google Maps), Datei zum Import für PlanIt! (ohne Marker mit Turmdaten)
Pyramidenkogel, Österreich
Auch ein fotogener Turm auf dem gleichnamigen Berg aber einen guten Kamerastandort mit freier Sicht habe ich nicht gefunden und bin dann auf die andere Seite der Wörthersees gegangen. Da haben wir allerdings nur noch 5° Höhenwinkel. Mit 300 mm könnte man das Auftauchen des verfinsterten Monds in der Abenddämmerung festhalten, eine Weitwinkelaufnahme mit dem See dazu?


DER MOND IM FOKUS
Guter Mond, du gehst so stille,
doch was ist unter der Hülle?
Ob Frau Luna oder Herr Mond
hoch über Mutter Erde wohnt?
Der Erde treuer Begleiter
stimmt uns mal traurig, mal heiter.
Der Mond berührt unser Gemüt,
gebannt man ihm ins Antlitz sieht.
Manchmal zeigt er sich als Riese,
der uns beisteht in der Krise.
Mondsüchtige treibt er aufs Dach,
auch Tiere bleiben länger wach.
Der Mond besitzt enorme Kraft,
womit er die Gezeiten schafft.
Doch er zieht sich langsam zurück,
entfernt sich leider Stück um Stück.
Ohne Mond kämen wir in Not,
er hält die Erdachse im Lot.
Höchste Zeit, dass ein Astronaut
mal wieder nach Frau Luna schaut.
Wir auf Erden aber seh’n schon
eine himmlische Attraktion.:-)
MONDFINSTERNIS
Großes Schauspiel am Himmelszelt,
auf den roten Mond blickt die Welt.
Frau Luna schaut sehr finster drein,
im Erdschatten so ganz allein.
Nun abgeschirmt vom Sonnenlicht,
verdüstert sich das Mondgesicht.
Das ist nicht allzu oft der Fall,
zu sehen auch nicht überall.
Nur bei Vollmond zu verfolgen,
wenn denn mitspielen die Wolken.
Der Eklipse Faszination
erlagen Menschen immer schon.
Es bringt die Himmelsmechanik
uns das Mondlicht alsbald zurück.
Der Erde treuer Begleiter
kann nun blicken wieder heiter.
Frau Luna oder Mister Moon,
feste Größe im Himmelsplan.
So zieht unser Mond seine Bahn,
hat keine Zeit, sich auszuruh’n.:-)
Rainer Kirmse , Altenburg
Herzliche Grüße aus Thüringen