
Einfach kann ja jeder, also suchen wir uns doch einen Spot abseits der Straßen mitten im Teide Nationalpark auf über 2.000 Meter zu einer Zeit mit echt komischen Wetter auf den Inseln des angeblich ewigen Frühlings. Es hatte kaum 0° (wenn eine Eisschicht auf dem Rucksack ist, war’s wohl unter 0), dazu ordentlich Wind – das mit dem Chill-Faktor ist nicht gelogen sag ich euch – und sternenklarer Himmel sieht auch anders aus!
Schon die Anfahrt mit Sommerreifen war nicht ohne – es hatte schon seinen Grund, dass der Nationalpark kürzlich noch für mehrere Tage „dicht“ war. Natürlich hatte ich meine Wohnung zu der Zeit … im Nationalpark.
Es gab genug Holz für den Kamin, die Solaranlage als einzige Stromquelle machte überraschenderweise nicht schlapp und somit gab es auch durchgängig Wasser – zwar kein Brot aber alles gut 😉
Eigentlich wollte ich Gunther Wegner von gwegner.de bzw. LRTimelapse.com für die Mofi-Aktion ja ein ordentliches Tele ausleihen – es kam anders. Andere Geschichte aber jedenfalls standen wir dann mit 200 und 300 mm da rum und waren nicht so ganz optimistisch, dass das was wird. Bzw. erstmal standen wir gegen 4 Uhr Nachts 40 Gehminuten vom Spot weg und wussten nicht so recht, ob wir überhaupt los sollten. Was vom Süd-Westen über Vilaflor kommend noch perfekt aussah, wurde irgendwie immer wolkiger je näher wir zu Portillo Alto kamen. Von Wind und Kälte gar nicht zu reden aber damit kann man ja umgehen – wenn die Wolken vor dem Mond sind wird’s aber ganz schwierig. Also suboptimaler aber wettertechnisch sicherer Alternativspot oder mit Risiko Plan A durchziehen? Es wurde Plan A – zum Glück 🙂
Vor dem Monduntergang kommt ja der Aufgang und der ist doch auch immer für ein Motiv gut:
zurück zur Mondfinsternis
Aus der Not geboren musste der Wiliam Optics Refraktor mit 300 mm Brennweite herhalten und das ganze dann auf der kleinen Polarie als Nachführung. Das geht eigentlich nicht – schon gar nicht für eine Stunde Nachführung ohne dass der Mond wild durch’s Bild läuft. Und bei dem Wind? Naja – also das Stativ ganz runter hinter eine Minilavazunge und bei eisigen Temperaturen auf den Boden gelegt zum Pi x Daumen einnorden. Gunther hat auf qDslrDashboard gesetzt, ich auf die Belichtungsautomatik der Sony A7rIII. A-Modus mit ISO-Automatik 100-6400 bei max. Belichtungszeit von 2s und Messung auf die Lichter mit -2 EV Korrektur. Am Anfang war das dann 1/200 s bei ISO 100 und der Öffnung von 4,9 der RedCat. Verfinstert 2 s bei ISO 1000 – also satte 12 Blendenstufen Unerschied.

Kurz nach dem Start – ich war schon bei Skippings und Kniebeiugen zum warmhalten – blinkt irgendwas rot. Die Funktion war mir jetzt nicht bekannt, kam aber definitiv vom meinem Setup.
Die Polarie: Batterie schwach. Nach 10 Minuten, na prima – den Mignonbatterien ist’s auch zu kalt, das kann also gleich 2x nix werden, was ein Mist. Mit etwas Galgenhumor meinte ich, dass es ja schlimmer sein könnte – es könnte z.B. Regnen oder Hageln. Kurz darauf nieselte es. Ging schnell in Eisregen über. So – schlimmer geht aber nimmer, oder?
Klar: Plötzlich zwei Stirnlampen – oder sagen wir Scheinwerfer für den Kopf – 100 Meter vor uns genau in Sichtlinie zum Teide. Alles Rufen blieb ohne Reaktion – die sind da abseits des Wegs rumgetrampelt als wären sie allein auf der Welt und haben wie wild in alle Richtungen geleuchtet. Keinen Schimmer was die da gemacht haben – Fotografen können das nicht gewesen sein. Hoffentlich.
Aber allen Widrigkeiten zum Trotz – die Batterie der Polarie hat gehalten und der Mond stand wie festgenagelt in der Mitte des Displays. Von Minute zu Minute schaute ich ungläubiger auf diese perfekte Zufallseinnordung. Es gibt ihn also doch, den Fotografengott oder what ever. Sogar die Belichtung schien zu passen. Speicherkarte war auch drin – sah plötzlich echt ganz gut aus 🙂
Naja – da waren ja noch die Wolken.
Hinter uns. Die schienen recht stabil am Calderarand zu hängen.
Links von uns. Die werden schon da bleiben – da kommt der Wind ja nicht her.
Rechts von uns. Hmm – die kommen näher, oder? Ja, kamen sie. Zwischenzeitlich waren um und über uns Wolken und nur ein Fenster zum Teide und dem Mond blieb frei – Wahnsinn. Es zogen dann kurze ein paar Schleier auch vor uns durch – auch exakt mit dem „Touchdown“ vom verfinsterten Mond mit der Teidespitze aber das war echt verkraftbar.

Abseits der ganzen Technik und der sch… Kälte auch live eine tolle Show mit dem immer dunkler werdenden Himmel. Sind wir noch ohne Lampen problemlos zu dem Spot gelaufen wurde es so finster, dass man aufpassen musste nicht über sein Stativ zu stolpern. Naja – meine Polarie hat ja fleißig Warnsignale abgegeben 😉
Dann die ständig wechselnden Wolken, der immer mehr rot erscheinende Mond im Kernschatten der Sonne wie er so ziemlich genau über der Teidespitze unterging wie es geplant war – großes Kino.

Die Zeitraffer
Ach ja – da war ja noch was 😉 Natürlich hatte der Mist noch kein Ende gefunden – aus irgendwelchen Gründen wollte Premiere plötzlich nicht mehr arbeiten. Der MediaEncoder wäre angeblich nicht installiert – war er natürlich. Stabilisation und Rauschreduktion liefen in super slomo – der Performancetest von NeatVideo rannte aber wie blöd auf dem Macbook. Also jetzt halt ohne große Beareitung fast wie’s aus LRtimelapse rauskam, das hat wenigstens funktioniert! Wenn mal der Wurm drin ist …
Schaut bei Gunther Wegner auf IG vorbei, da findet ihr auch was von dem Ausflug in die Berge -,-)
1 Response
[…] ganze Story mit weiteren Bildern gibt’s auf http://www.fehrpics.com, hier mal wegen der Zeitrafferthematik nur die äh ja Zeitraffer […]