0

Sternschnuppen fotografieren – die Geminiden stehen vor der Tür :-)

8. Dezember 2024

Die Zeitungen und vor allem Onlineportale füllen sich wieder mit Sensationsmeldungen begleitet von supertollen Aufnahmen von herabregnenden Sternschnuppen. Da wird es wieder Zeit für eine realistische Einordnung und Tips zum fotografieren aber erstmal ein paar Spielverderberfacts für die Geminiden in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember:

  • der fast Vollmond scheint die ganze Nacht des Maximums und überstrahlt die allermeisten Sternschnuppen
  • die marktschreierische und völlig unreflektierte Verkündung der ZHR (Zenithal Hourly Rate – Sternschnuppen pro Stunde) ist ein eher theoretischer Wert mit Radiant im Zenit und optimalen Beobachtungsbedingungen (mag 6,5 – kaum in den allerdunkelsten Ecken Deutschlands vorhanden) und gilt für den gesamten Himmel, den wir ja gar nicht immer gesamt im Blick haben.
  • Wolken. Vielleicht regional Glück aber nach einer sternenklaren Nacht schaut es nicht aus für nächstes Wochenende
Perseiden 2024 auf La Palma

Die Geminiden …

… haben ihren Ursprung in dem (3200) Phaethon getauften Himmelskörper – einem erdnahen Asteroiden der nicht nach einem Auto, sonderm dem Sohn des griechischen Sonnengottes Helios benannt wurde. Ein eher unspektakulärer, dunkler, 6,5 km großer Brocken Stein der in 524 Tage um die Sonne „kreist“ (de facto auf stark eliptischer Umlaufbahn) und dabei der Erde für astronomische Verhältnisse recht „nah“ kommt – 2093 bis auf unter 3 Millionen Kilometer. Egal – er hinterlässt auf seiner Bahn eine Staubwolke durch die wir jährlich im Dezember fliegen und die Millimeterkleinen Teilchen bescheren uns beim Eintritt in die Erdathmosphäre einen Sternschnuppenregen.
Stellarium sieht das Maximum arbeitnehmerfreundlich in der Nacht vom 13. auf den 14. um 2:30 Uhr. Die ZHR liegt bei recht hohen 150, ist aber jährlichen Schwankungen unterlegen. Das Maximum steigt recht flach an, die Tage vor dem 14. lohnen sich also bei gutem Wettr sicher auch schon. Besonders helle Sternschnuppen sind laut Wikipedia eher kurz nach dem Maximum zu erwarten. Der Radiant ist die ganze Nacht über dem Horizont – kleiner Pluspunkt in Sachen Beobachtung 🙂 Der Radiant liegt im Sternbild Zwillinge – daher der (lateinische) Name des Meteorschwarms – in der Nähe des hellen Sterns Castor. Mit Beginn der Nacht flach im Nordosten, steigt er bis zum Maximum um 2:30 Uhr auf über 70° und steht dann rechts oberhalb des gelblichen Mars SSW und zieht bis zur Morgendämmerung gen Westen wo er immer noch auf knapp 40° steht.

Beobachtung

Wer einfach nur beobachten will – möglichst dunkel muss es sein, also raus aus der Stadt und ein Plätzchen mit freien Blick ringsrum. Am besten Liegestuhl, ganz viel Klamotten und entspannt in den Himmel schauen. Wohin ist entgegen landläufiger Meinung aber eigentlich fast egal – Sternschnuppen tauchen überall am Himmel auf. Direkt zum Radiant sind eher kürzere Spuren zu sehen – ich würde den Blick eher links vom Radiant und Mars halten und somit weg vom hellen Mond.

Fotografie

Da empfehle ich den ausführlichen Blogbeitrag mit allen möglichen Varianten und Einstellungstips. Ihr müsst die Kamera stundenlang automatisch auslösen lassen, sonst gibt es höchstens einen sehr glücklichen Zufallstreffer. Realistisch liegt die ZHR schon allein wegen dem Mond bei bestenfalls 20-30 schätze ich und ihr seht selbst mit 20 mm oder noch weniger nur einen Bruchteil des Himmels – also nicht zu viel erwarten. Die Geminiden sind mit rund 35 km/s sehr langsam, d.h. sie erscheinen im Vergleich zu den flinken Leoniden heller auf dem fertigen Bild weil sie sozusagen mehr Zeit haben die Sensorpixel zu belichten. Zweiter kleiner positiver Aspekt 😉
Dennoch: Kurze Belichtungszeiten von wenigen Sekunden sind angesagt. Die Belichtungszeit der Sternschnuppen bestimmt sozusagen deren Geschwindigkeit, wir können nur noch mit Blende und ISO regulieren. Die Hintergrundhelligkeit bestimmen wir mit der Belichtungszeit – also möglichst wenig, da wir den ja recht dunkel haben möchten, um die Sternschnuppen hervortreten zu lassen.
Dritter Vorteil: Der Mond beschert uns einen schön beleuchteten, sichtbaren Vordergrund und nicht nur dunkle Silhouetten – also schaut euch nach einem attraktiven Vordergund um 🙂

Nochmal die Perseiden 2024 auf La Palma

Perseidenjagd 2023 in Österreich